„Als ich meinen Mann in Uruguay kennenlernte, erzählte er mir in einer regnerischen Nacht eine Geschichte. Nicht ‚Peterchens Mondfahrt’ von Gerdt von Bassewitz, sondern die Geschichte seiner Heimat, die Geschichte von Gut Dalwitz. Es war das Märchen, welches ihm sein Großvater immer in seiner Kindheit erzählte.“
Er ließ mich mit dieser wundervollen Geschichte in die alte Dalwitzer Welt eintauchen. Dalwitz, ein Ort, wo die Welt noch in Ordnung war, wo nachmittags der Tee unter den Linden getrunken wurde, wo man das Summen der Bienen hörte und wo seine Vorfahren fast 600 Jahre ununterbrochen bis 1945 gelebt haben. Ich merkte, wie sehr mein Mann die Liebe seines Großvaters für sein Dalwitz übernommen hatte und wie stark seine Verantwortung für Tradition und Familie war. Ich wusste: Mit so einer Liebe zu einem Ort kann man die Welt überwinden. Ich wusste, dass dieser Mann der Richtige für mich war. Sieben Monate nach dieser Nacht landeten wir – am 14. Mai 1992, frisch verheiratet – in Dalwitz. Die Realität war ernüchternd …“
Wir zogen in das komplett verfallene Gutshaus ein und begannen parallel zum Betriebsaufbau mit der Renovierung des Gutshauses und der alten Hofgebäude. Der Sommer ’92 war so schön, dass das ganze Provisorium, in dem wir lebten, gar nicht auffiel und auch die kleinsten Erfolge immer wieder neuen Antrieb gaben, den altehrwürdigen Familienbesitz wieder zum Strahlen zu bringen. Die Idee, in den sanierten Hofgebäuden Ferienwohnungen einzurichten, ist im Grunde aus der Notwendigkeit entstanden die Gebäude sinnvoll zu nutzen. Inzwischen ist das FerienGut Dalwitz zu einem bedeutenden Betriebszweig geworden.
Der Versuch, den ursprünglichen Betrieb im ersten Anlauf zurückzupachten, scheiterte an der damaligen Treuhandanstalt. Es bekam ihn ein Fremder.
Wir konnten zunächst lediglich 100 Hektar Grünland pachten, das zu dem Zeitpunkt keiner so richtig haben wollte. Im folgenden Jahr konnten wir den Betrieb bereits um 400 Hektar erweitern und hatten nun 320 Hektar Grünland und 180 Hektar recht mittelmäßigen Acker, einen sogenannten „Grenzertragsstandort“. Um diesen zu bewirtschaften, musste ein besonderes Konzept erstellt werden. So wurde der gesamte Betrieb mit finanzieller Unterstützung aus Brüssel auf ökologischen Landbau umgestellt. Der Betrieb Dalwitz – auf neuen Flächen – entstand mit 500 Mutterkühen in ganzjähriger Freilandhaltung sowie etwas Ackerbau.